Montag, 15. April 2013

Spring Breakers - Storyanpassung für FSK 16-Freigabe

                          Texttafeln vor dem Abspann bescheren Deutschland moralischeres Ende 




Obgleich es sich bei Spring Breakers eigentlich nur um eine Indie-Produktion handelt, vermochte es der illustre Cast (u.a. mit James Franco, Selena Gomez und Vanessa Hudgens), einen enormen PR-Effekt zu entwickeln. Der Hype war groß, hatten gerade Gomez und Hudgens zuvor eher im behüteten Zuckerguss-Universum von Disney ihr künstlerisches Zuhause. Und man scheint hier auch tatsächlich den kompletten Gegenentwurf vollzogen zu haben, wie ein Blick auf das US-Rating belegt: (Rated R for strong sexual content, language, nudity, drug use and violence throughout).
Die FSK sah das ähnlich und stufte den Film zunächst ungeschnitten ab 18 Jahren ein. Da man den Film ins Kino bringen wollte, war die Freigabe zwar ähnlich interesseweckend, aber eben auch nicht besonders lukrativ. Kinoverleih Wild Bunch legte den Film daher ein weiteres Mal bei dem Gremium vor und erhielt plötzlich doch noch die 16er-Einstufung. Weiterhin ohne Zensuren, wie bekannt gemacht wurde. Eigentlich könnte man das Ganze damit abhaken, schließlich ließ sich die FSK in der Vergangenheit schon des Öfteren durch gute Argumentation seitens der Labels von der Vergabe einer niedrigeren Freigabe überzeugen.
Wie wir jetzt jedoch in Erfahrung bringen konnten, wurde die FSK 16-Freigabe aber doch erst durch eine Veränderung ermöglicht. Wer das als Spoiler empfindet, sollte jetzt aufhören zu lesen. Wild Bunch bestätigte uns auf Anfrage, dass die deutsche Fassung im Gegensatz zur Originalversion vor dem Abspann noch eine Texteinblendung enthält, die das Schicksal der Mädels in ein wesentlich rechtsstaatlicheres Bild rückt. Kommen die verbliebenen Antiheldinnen im Original wohl unbehelligt davon, lässt die deutsche Fassung ihre Zuschauer wissen, dass sie später verhaftet wurden, eine lange Haftstrafe verbüßen und eine sich im weiteren Prozessverlauf umbringt.
Eine derartige Vorgehensweise konnte man zuletzt bei Uwe Bolls Rampage beobachten, bei dem die deutsche Fassung neben umfassenden Kürzungen auch Texttafeln enthält, die den Täter in nicht näher definierter Zukunft dann doch noch der juristischen Gerechtigkeit zuführen (siehe Schnittbericht). Es ist also faktisch richtig, dassSpring Breakers in der FSK 16-Fassung ungeschnitten ist. Unverändert ist er jedoch nicht, sendet man hier doch eine andere Abschlussbotschaft. Für die FSK war dies ausschlaggebend, um die niedrigere Freigabe zu erteilen.
Im Augenblick ist noch nicht klar, ob diese Änderung auch für die DVD/BD-Releases übernommen werden. Sollte die von Regisseur Harmony Korine angedeutete Unrated-Fassung später wirklich erscheinen und auch ihren Weg nach Deutschland finden, hat man ja vielleicht auch dort das Glück, die Spring Breakers ungestraft in den Abspann zu begleiten.


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